Single Malt Whiskys für die Welt

Kennen Sie Diageo?

Das Unternehmen Diageo, der größte Spirituosenkonzern der Welt, ist bei Whiskygenießern weitgehend unbekannt. Denn bis auf wenigste Ausnahmefälle findet man diesen Konzernnamen auf keiner Whiskyflasche. Erlauben Sie mir bitte, in der ersten Hälfte dieses Newsletters die Geschichte dieses wenig bekannten Spirituosenkonzerns aufzuzeigen.

Kennen bzw. kannten Sie das Unternehmen Effem? Dieser Kunstname leitete sich aus den Initialen des Gründers F.M. (Frank Mars) ab und wurde 'eff-em' ausgesprochen. Frank Mars vertrieb eine Menge Süßigkeiten, darunter natürlich den Mars Riegel aber auch Snickers, Twix, Bounty, Orbit, Wrigley's und M&M's. Bis vor wenigen Jahren bewarb man so genannte monolithische Marken. Ein Genießer des Mars-Riegels sollte nämlich nicht merken, dass die 'Konkurrenzprodukte' nebenan im Regal ebenfalls aus diesem Konzern stammten. Die Palette an Produkten wuchs auch durch Zukäufe massiv an. Nur besonders Interessierte wissen, dass Pedigree PAL, Cesar, Whiskas und Sheba ebenfalls aus diesem Konzern stammen. Der Name Effem wird mittlerweile nicht mehr verwendet.

Eine vergleichbare Geschichte hat der Konzern Diageo plc hinter sich. Auch hier gibt es einen Kunstnamen, der 1997 durch die Markenberatungsfirma Wolff Olins entwickelt wurde. Der Name setzt sich aus dem lateinischen Wort 'dies' (Tag) und dem griechischen 'geo' (Welt) zusammen. Der Name soll verdeutlichen, dass man auf der ganzen Welt jeden Tag Freude unter den Menschen verbreitet.

Die Geschichte von Diageo ist lang und weit verzweigt. Keimzelle war das Unternehmen Distillers Company Limited (DCL), das sich 1877 aus sechs Scotch Whisky Herstellern bildete. Nachdem die Prohibition in den USA ab 1919 wirtschaftliche Probleme nach Schottland exportierte, kamen 1925 John Walker und Buchanan-Dewar hinzu.

1986 übernahm, unter für Aufregung sorgenden Umständen, der Brauereikonzern Guinness die DCL. Dabei entstand neben dem Bierkonzern ein eigener Spirituosenkonzern mit Namen United Distillers. In ihn wurden die DCL Whiskys und die Marken bzw. Brennereien aus dem Guinness Bereich, Arthur Bell & Sons sowie die amerikanischen Brennereien Bernheim und Stitzel-Weller vereinigt.

1997 erfolgte dann die finale Fusion zwischen Guinness und Grand Metropolitan zur Diageo. GrandMet brachte neben größeren Hotelketten (z.B. InterConti) auch die weitere große Whiskymarke J&B und den irischen Likör Bailey's ein. Im Jahr 2000 wurde auch noch zusammen mit Pernod Ricard, dem zweitgrößten Spirituosenkonzern der Welt, der ehemals größte Spirituosenkonzern der Welt Seagram untereinander aufgeteilt.

Im Laufe der langen Geschichte kamen zahlreiche Whiskybrennereien im Rahmen der Übernahmen und Fusionen zu Diageo hinzu. Heute dürfte rund ein Drittel aller schottischen Malt Whiskybrennereien im Eigentum von Diageo sein.

Und das ist noch nicht alles. Guinness besaß 1994 nach einigen Querelen Anteile am französischen Luxusgüterkonzern LVMH (Louis Vuitton Moet Hennessy). Im Zuge einer Neustrukturierung wurde diese Beteiligung auf den Spirituosenteil des Konzerns konzentriert. Heute hält Diageo einen Anteil von 34% an Moet Hennessy und damit auch 34% an den Brennereien Ardbeg und Glenmorangie.

Und auch hier ist noch nicht Schluss. 2007 kauft die indische United Spirits Ltd, eine Tochter der indischen United Breweries Group, den schottischen Whiskyproduzenten Whyte & Mackay. Die folgende Finanzkrise beutelt das indische Unternehmen recht kräftig und Diageo kaufte in zwei Tranchen knapp 25% der Anteile von United Spirits. Damit kommen zum gesamtheitlichen Diageo Umsatz noch ein Viertel von Dalmore, Fettercairn, Jura und den Blends von Invergordon sowie Whyte & Mackay hinzu.

Auch wenn Diageo heute ein integrierter Hersteller von Spirituosen, Wein und Bier ist, so liegen seine spirituellen Wurzeln noch immer in der schottischen Whiskyherstellung. Neben den großen Blended Whiskys waren die Single Malts immer das Lieblingsobjekt der Verantwortlichen im Konzern. Bereits 1982 wurde, als Vorläufer der Classic Malts of Scotland, die Ascot Malt Celler Serie eingeführt. In ihr sorgten Whiskys wie Talisker, Lagavulin, Linkwood und Rosebank für die weitflächige Verbreitung des Single Malt Whisky Virus. Mit der Einführung der Classic Malts of Scotland begann 1988 der Boom der Single Malt Whiskys, der bis heute anhält.